Diesen Sommer hatten mein Bruder und ich uns vorgenommen, einen unserer letzten Einkäufe zu testen. Es handelt sich dabei um die 185 lbs Compound Armbrust Gulliotine X von EK Archery- Research. Die Armbrust schafft für eine Armbrust extrem schnelle 405 fps (Über 440 km/h). Das Problem ist hier vor allem die Pfeile zu stoppen ohne diese zu zerstören. Rechnerisch hat ein Armbrustpfeil mit dieser Geschwindigkeit eine Energie von über 210 Joule. Das entspricht in etwa der Energie einer 7,65 Browning-Patrone. Kurzum ein Gerät mit durchaus viel Potenzial und Spaßfaktor. In vielen Ländern ist das Jagen mit der Armbrust auch auf Großwild wegen der hohen Letalität und Durchschlagskraft der Pfeile sehr beliebt.
Die Armbrust verfügt über eine Picatinny Schiene und wurde bereits miteinem 4×32 Zielfernrohr geliefert, welches auf den ersten Blick gar keinen soschlechten Eindruck machte. So wirkte es vergleichsweise ordentlich verarbeitetund gefinished, die Optik schien sogar vergütet zu sein.
Bei genauerem Hinsehen sieht man aber die schlechte Detaildarstellung und Schärfe des Bildes. Im nachfolgenden Foto ist die Unschärfe und die chromatische Abberation gut zu sehen:
Das mitgelieferte Absehen ist zwar grundsätzlich sehr gut für eine Armbrust geeignet, ist aber meines Erachtens viel zu grob und verdeckt zu viel vom eigentlichen Ziel. Zudem hatte ich das Gefühl, dass die Optik sich immer wieder von selbst um ein paar Klicks verstellte. Hier musste dringend Abhilfe her und so bedienten wir uns aus dem hauseigenen Regal.
Zuerst versuchten wir es mit einem großen Red-Dot von BelOMO – dem PK 42. Ein Red-Dot eignet sich allerdings bei einer Armbrust nur in sehr begrenztem Maße, wegen des hohen Geschossabfalls und der steilen ballistischen Kurve.
Laut unseren Berechnungen sind wie hier schon bei 50 Metern bei einem Abfall von gut 36 cm. Bei einem Red-Dot fehlt hier natürlich das Fadenkreuz zur horizontalen Orientierung und man ist auf die voreingestellte Entfernung angewiesen (Auf Fleck). Was beim Schießen auf fixe Entfernung noch in Ordnung sein mag, ist bei jagdlicher Nutzung und der Verwendung von Ballistik-Tabellen nicht tragbar.
Wir entschieden uns daher für das sehr kompakte PO 3,5×17,5P von BeLOMO:
Dieses Scope wurde eigentlich für kleinkalibrige, schallgedämpfte Scharfschützen-Waffen entwickelt, wie für das SV99:
Das Sichtfeld ist vergleichsweise klein, aber das Bild von hervorragender Schärfe und Detailtreue. Des Weiteren ist das Scope mit nur 160 Gramm sehr leicht und hat einen integrierten Entfernungsmesser. Wir wollten der werksseitigen Picatinny-Schiene nicht zu viel zumuten, da auch hier beim Abschuss große Kräfte entstehen und die Schiene von, naja eher bescheidener Qualität ist. Die Einpassung ist zudem nicht zu 100% gerade (Bettung des Systems), was wir mit dem Scope kompensieren mussten. Daher rührt auch das linkslastige Absehen im nachfolgenden Bild, welches einen Blick durch das bereits arretierte Visier zeigt:
Mit dem BelOMO PO 3,5×17,5P schossen wir aus 50 Meter Entfernung auf einen selbstgebauten Zielwürfel. Auf diese Entfernung, die bei einer Armbrust für einen präzisen Schuss schon durchaus eine beachtliche Distanz ist, konnten wir Gruppen von wenigen cm schießen und einen Blumentopf mit ca. 8 cm Durchmesser mehrmals perfekt mittig treffen.
Bei dem mitgeliefertem Scope der Armbrust war dieser kleine Blumentopf nur verschwommen zu erkennen und fast gänzlich durch das Absehen verdeckt.
Für professionelle Armbrust „Long Range Schützen“ empfiehlt sich eine verstellbare Picatinny Schiene bei der nicht nur das Zielfernrohr, sondern die gesamte Montage verstellbar ist und daher besser mit dem hohen Geschossabfall bei Armbrüsten zurechtkommt und das lästige nachstellen an der Optik entfallen lässt.
Die Ballistik lässt sich übrigens anhand der Beschaffenheit des Pfeils sowie der Ausgangsgeschwindigkeit berechnen. Ein sehr gutes freies Programm ist x-ballistics (www.x-ballistics.eu)
Auch beim Armbrust-Schießen ist für einen präzisen Schuss die Qualität der verwendeten Optik absolut entscheidend. Hier wirken durch die vorschnellende Sehne enorme Kräfte auf die Cams, den Schaft sowie die Montagen.
Zur leichteren Verfolgung der Pfeile empfehlen sich beleuchtete Nocken (Lumenok)
Bei vielen Armbrüsten ist die Bettung mangelhaft – so auch bei unserem Exemplar. Die Picatinny Schiene musste ebenfalls nachgearbeitet werden. Fairerweise muss man sagen, dass unsere Armbrust mit 350€ noch eher zu der unteren Mittelklasse gehört – hier hätte ich mir trotzdem mehr erwartet.
Spaß macht es trotzdem, wobei man bei einer derart starken Armbrusteinen hohen Pfeilverschleiß in Kauf nehmen muß.
Generell gibt es hier höhere Abweichungen in der Zielgenauigkeit, was natürlich auf sehr viele Faktoren zurückzuführen ist. Die Qualität der Pfeile, der Zustand der Spitzen, der Zustand der Sehne an der Armbrust, dem Wind, dem gleichmäßigen Spannen der Sehne etc… Das macht es natürlich auch sehr spannend und man kann immer wieder etwas dazulernen.
Wir werden auch noch andere Scopes im Einsatz mit der Armbrust testenund davon wieder berichten.
Das PO3,5×17,5P gibt es natürlich bei uns im Online Shop.